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„Erst wenn Du aufgegessen hast, gibt’s was Süßes!“ - Warum Essen als Belohnung problematisch ist

Nathalie Sippel

„Den Nachtisch gibt’s erst, wenn Du den Teller aufgegessen hast.“

„Wenn Du nachher brav bist, bekommst Du ein Eis.“

„Erst wenn Du das Gemüse aufgegessen hast, bekommst Du ein Stück Schokolade.“

 

Diese Sätze kennt sicherlich jeder aus seiner Kindheit oder hat sie unbewusst auch schon zu seinen eigenen Kindern gesagt. Süßigkeiten als Belohnung einzusetzen, erscheint erst einmal harmlos – und das funktioniert für eine gewisse Zeit wahrscheinlich ganz gut. Doch auf lange Sicht gesehen ist das kontraproduktiv für die kindliche Entwicklung. Süßes mit Belohnung und guter Leistung zu verbinden, wird zur Gewohnheit und Kinder lernen, dass Essen mit Emotionen verknüpft sind. Daraus kann sog. Emotionales Essen entstehen. Das bedeutet, dass Kinder lernen, Langeweile, Stress, aber auch Frust mit Essen kompensieren.

In diesem Blogartikel möchten wir Euch Alternativen aufzeigen und Belohnungssysteme vorstellen, die möglichst keine ungesunden Gewohnheiten fördern.


Darum werden Süßigkeiten als Belohnung eingesetzt

Süßigkeiten als Belohnung zu nutzen, ist eine Erziehungsmethode, die weit verbreitet ist und auch heute noch häufig genutzt wird. Viele Menschen sind damit aufgewachsen und geben das unbewusst an ihre Kinder weiter. Beim Kinderarzt oder Zahnarzt gibt es für die Kleinen oft Belohnungen nach der Behandlung in Form von Gummibärchen.

Somit kann erwünschtes Verhalten kurzfristig gefördert werden, denn der Zucker, der in Süßigkeiten enthalten ist, ist lecker und löst ein positives Gefühl aus. Ein Kind, welches sich weigert, sein Zimmer aufräumen, ist oft schneller davon überzeugt, wenn es am Ende eine Belohnung gibt [1].

 

Das Belohnungshormon Dopamin

Dopamin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn eine wichtige Rolle im Bereich Belohnung und Motivation spielt. Gerade bei Kindern kann die Verbindung zwischen Essen und Dopamin bedeutsam sein. Bekommen Kinder für ihr gutes Verhalten Süßigkeiten, verbindet das Gehirn das Essen automatisch mit Belohnung und positiven Gefühlen. Durch das wiederkehrende Erleben solcher Gefühle kann es passieren, dass sich Kinder ungesunde Essgewohnheiten aneignen, da sie ihre Gefühle mit Essen kompensieren und keine anderen Bewältigungsstrategien kennen. Kinder müssen lernen, ihre Gefühle auf gesunde Art und Weise zu regulieren, statt diese durch Essen zu unterdrücken [2].

 

Negative Folgen

Wenn Kinder häufig mit Süßigkeiten belohnt werden, entsteht Emotionales Essen. Dadurch kann die Erwartungshaltung entstehen, dass im Anschluss an etwas „Unangenehmes“, z. B. nach den Hausaufgaben, etwas Leckeres als Belohnung folgt.

Zuckerhaltige und fettige Lebensmittel werden als etwas „besonderes“ und „Gutes“ abgespeichert und eine Vorliebe für Zucker und Fett entwickelt. Somit ist es schwieriger, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu etablieren. [4]

Im späteren Leben kann es dazu führen, dass Kinder bei Stress, Traurigkeit oder auch aus Langeweile automatisch zu ungesunden Snacks oder Süßigkeiten greifen, einfach weil sie es als Kinder so gelernt haben [3].


Emotionales Essen kann zum Teufelskreis werden, wenn negative Gefühle oder Emotionen ständig durch Süßes kompensiert werden. Denn das steigert das Risiko von Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Essstörungen.

 

Gesunde Alternativen zu Süßigkeiten als Belohnung

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, Kinder zu belohnen und dabei auf Süßes zu verzichten. Diese Alternativen fördern nicht nur ein gesundes Essverhalten, sondern auch die Bindung zu Euch als Eltern und nebenbei entwickeln Eure Kinder positive Gewohnheiten. Ein Beispiel wäre eine gemeinsame Aktivität als Belohnung, denn Kinder freuen sich mehr über gemeinsame Erlebnisse als über materielle Dinge. Wie wäre es also mit einem Ausflug in den Park, einem Bastel- oder Spielnachmittag zu Hause oder einem Besuch auf dem Spielplatz?

Wertschätzung durch Lob und Anerkennung ist für Kinder sehr wichtig. Ihr als Eltern könnt Eure Kinder loben, wenn sie ordentlich Hausaufgaben gemacht oder ihr Zimmer selbstständig aufgeräumt haben, denn Lob ist oftmals motivierender, als materielle Dinge.

Eine weitere Möglichkeit sind kreative Belohnungen. Wie wäre es mit einem Stickerbuch und passenden Stickern für erledigte Aufgaben oder mit einem Stempel in einem Belohnungsheft für jede erreichte Aufgabe?

Eine weitere Idee wäre ein Puzzle oder ein Spiel, welches die Problemlösefähigkeit Eurer Kinder fördert.

Diese Art von Belohnungen fördern nicht nur ein gesundes Essverhalten, sondern auch das emotionale Wohlbefinden und die Entwicklung Eures Kindes auf verschiedene Art und Weise.


 

Fazit

Essen als Belohnung hat langfristig Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Sie sollten von klein auf lernen, ihre Gefühle nicht mit Essen zu kompensieren, sondern andere Arten von Bewältigungsstrategien kennen und anwenden zu lernen. Ihr als Eltern spielt hierbei eine große und wichtige Rolle, da Ihr die Vorbilder seid.

Süßigkeiten als Belohnung helfen nur kurzfristig, doch im späteren Leben können Kinder Schwierigkeiten haben, mit ihren Gefühlen umzugehen und Emotionales Essen, Übergewicht oder sogar eine Essstörung entwickeln. Kinder sollten nicht lernen, dass ungesundes Essen die Belohnung für ein gutes Verhalten oder eine gute Leistung ist. Gemeinsame Aktivitäten oder Lob sind hierbei die besseren Alternativen, da diese nicht nur das emotionale Wohlbefinden Eures Kindes stärken, sondern auch die gemeinsame Bindung zwischen Euch.

Alternative Belohnungssysteme sind wichtig für eine gesunde Entwicklung der Kinder.


[1] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (2024): „Lebensmittel sind keine Erziehungsmittel“.

 

[2] Heimat Krankenkasse. (2024): „Glückshormon Dopamin: Wie es wirkt und wie Sie es aktivieren können“. https://www.heimat-krankenkasse.de/ratgeber/gesundheit/glueckshormon-dopamin-wie-es-wirkt-und-wie-sie-es-aktivieren-koennen/

 

[3] Oberschwabenklinik. (2024): „Süßigkeiten sollten nicht als Belohnung oder Trost eingesetzt werden.“

 

[4] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (2024): „Lebensmittel sind keine Erziehungsmittel“.

 
 
 

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