Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sind von Übergewicht betroffen. Unser moderner Lebensstil, stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm und denn digitale Medien sind dabei eine zentrale Ursache.
Laut der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren
in Deutschland (KiGGS Welle 2, 2014-2017) sind 9,5 % von Übergewicht betroffen, 5,9 % sind adipös. Vielen Menschen sind die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht und Adipositas nicht bewusst, obwohl beides zahlreiche Erkrankungen begünstigt. Ein zu hohes Körpergewicht erhöht nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch für Diabetes, Gelenkproblemen und Atemwegserkrankungen. Neben körperlichen Erkrankungen kann aber auch das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl darunter leiden. Durch die sehr eingeschränkten Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung während der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden körperlichen Inaktivität, bei gleichzeitig steigendem Lebensmittelkonsum, ist eine Zunahme der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern zu erkennen [1].
Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas
Wenn der Body-Mass-Index (BMI) oberhalb der 90. Perzentile liegt, spricht man bei Kindern und Jugendlichen von Übergewicht. Das bedeutet, dass der BMI höher ist als derjenige von 90 % der Mädchen bzw. Jungen in der jeweiligen Altersgruppe. Perzentilen sind Angaben, mit denen die Größe und das Gewicht Deines Kindes mit anderen Kindern des gleichen Alters verglichen werden kann.
Bei Kindern mit Adipositas liegt der BMI über der 97. Perzentilen. Adipositas wird heute von den Medizinern als chronische Erkrankung betrachtet und als Fettsucht bezeichnet [2].
Der BMI ist derzeit die einfachste Methode, die auch beim Arzt verwendet wird, jedoch müssen wir daneben auch die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder als diagnostisches Tool heranziehen, da es auch sehr dünne Kinder mit wenig Fettmasse, aber gleichzeitig auch wenig Muskelmasse gibt.
Ursachen für Übergewicht und Adipositas
Die Ursachen sind vielfältig. Meistens ist es ein Zusammenspiel aus mehreren ungünstigen Umständen. Neben begrenzten körperlichen Aktivitätsmöglichkeiten und einem stetig steigenden Fernseh- und Computerangebot, welches die Kinder zum Sitzen animiert, spielt auch die Werbung und das große Angebot ungesunder Lebensmittel eine wichtige Rolle. In seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung der Schilddrüse, der Nebennieren oder eine angeborene Stoffwechselstörung der Grund für Übergewicht sein. Durch eine erhöhte Kalorienaufnahme und ein ungesundes Essverhalten steigt das Risiko um das 5-fache an Übergewicht zu erkranken. Bei körperlicher Inaktivität steigt das Risiko sogar um das 8-fache [3].
Laut dem Robert-Koch-Institut erreichen lediglich 46 % der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren die Empfehlung zur körperlichen Aktivität der WHO. Bei den 14- bis 17- Jährigen sind es nur noch 12 % [4].
Eine Studie der Universität Hamburg zeigt, dass in 92 % der Lebensmittelwerbespots Produkte mit einem zu hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehalt beworben werden. Dazu zählt unter anderem Fastfood, Süßigkeiten, aber auch fett- und zuckerhaltige Milchprodukte. Durch solche Werbung, welche zumeist auch farbenfroh und freudig gestaltet ist, werden insbesondere Kinder zum Verzehr dieser Produkte animiert. Im Durchschnitt sind Kinder zwischen 3 und 13 Jahren täglich 15 Werbespots ausgesetzt, welche das Essverhalten der Kinder und somit auch die Kaufentscheidung der Eltern beeinflussen.
Die Lebensmittelwerbung hat für Kinder unter 14 Jahren einen sehr großen Einfluss, jedoch haben Eltern kaum die Möglichkeit ihre Kinder hiervor zu schützen. Dabei ist das Ernährungsverhalten gerade in jungen Jahren entscheidend [5].
Aber auch die Genetik spielt eine wichtige Rolle. Ergebnisse der Familien- und Zwillingsforschung bestätigten, dass bei 80 % der übergewichtigen Kinder mindestens ein Elternteil übergewichtig ist, bei 30 % der Kinder sind es sogar beide Elternteile. Trotz solch einer Veranlagung heißt es nicht, dass die Kinder von Übergewicht oder sogar Adipositas zwangsläufig betroffen sein müssen. Wichtig ist hier bereits frühzeitig den Weg zu einem gesunden Lebensstil, mit einer ausgewogenen Ernährung und täglicher körperlicher Aktivität zu ebnen [6].
Tipps für Eltern zur Prävention von Übergewicht bei Kindern
1. Vorbild sein: Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern. Lebe selbst einen gesunden Lebensstil, indem Du Dich ausgewogen ernährst, regelmäßig Sport treibst und den eigenen Medienkonsum bewusst gestaltest.
2. Gesunde Ernährung fördern: Biete Deinem Kind täglich frische und nährstoffreiche Mahlzeiten an. Achte auf eine ausgewogene Portion Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Proteinen und biete deinem Kind stark verarbeitete Lebensmittel oder zuckerhaltige Snacks selten an. Ein komplettes Verbot von Süßigkeiten ist dabei wenig zielführend. Vielmehr ist ein bewusster Konsum in Maßen entscheidend.
3. Körperliche Aktivität in den Alltag integrieren: Lebe Deinem Kind einen aktiven Lebensstil vor. Egal ob Sport, Spielen im Freien oder ein Spaziergang – körperliche Aktivität ist entscheidend für eine gesunde Entwicklung.
4. Medienkonsum begrenzen: Spreche mit Deinem Kind über eine begrenzte Bildschirmzeit pro Tag und ermutige Dein Kind für aktivere Freizeitbeschäftigungen. Du kannst die digitalen Medien bewusst nutzen, um Bewegungsvideos oder Rezepte für gesunde Mahlzeiten gemeinsam anzuschauen. Schnelle und einfache Rezepte sowie Bewegungsvideos findet ihr auf unserer Homepage (https://www.childfit.de/).
5. Regelmäßige Arztbesuche: Lasse das Gewicht und die Gesundheit Deines Kindes regelmäßig vom Kinderarzt überprüfen, um so früh wie möglich Veränderungen zu erkennen.
Fazit
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes, gleichzeitig jedoch vermeidbares Problem. Eltern sind hierbei ein großes Vorbild, wenn es um eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und einen bewussten Umgang mit Medien geht. Als Vorbild unterstützt und fördert ihr einen gesunden und glücklichen Lebensstil Eurer Kinder langfristig.
Quellen
1. Bundesministerium für Gesundheit. (2024). Förderschwerpunkt Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/praevention-von-kinder-uebergewicht/
2. Glaser, Dr. H., Zorn, Dr. med. Jörg. (2023). Übergewicht bei Kindern: Ursachen und Folgen
https://www.navigator-medizin.de/gesundheitsthemen/uebergewicht/uebergewicht-bei-kindern.html#:~:text=Nach dem heutigen Stand der Forschung werden als,Fernsehen und Computerspiele) 4 erbliche Veranlagung 5 Psychologie
3. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (2018). „Mein Kind ist zu dick“.
4. Robert-Koch-Institut. Themenblatt: Körperliche Aktivität. (2020). https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Adipositas_Monitoring/Verhalten/HTML_Themenblatt_Koerperliche_Aktivitaet.html
5. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (2024). Mehr Kinderschutz in der Werbung: Pläne für klare Regeln zu an Kindern gerichteter Lebensmittelwerbung
6. Glaser, Dr. H., Zorn, Dr. med. Jörg. (2023). Übergewicht bei Kindern: Ursachen und Folgen
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